... Ein Tag am Hof

Die Kühe sind schon ungeduldig

Sehr früh, um ca. 6.30 Uhr, betritt Ursula als erste Landwirtin den Stall. Sie sperrt den Kühen das Fressgitter auf und füttert alle im Stall anwesenden Tiere ausgiebig mit Heu oder Gras, wobei das eine oder andere Tier sie lautstark darum „bittet“, und Ursula manchmal ordentlich ins Schwitzen kommt, um allen „Mäulern“ gleichzeitig gerecht zu werden. Sie wird bald von Melkern unterstützt. Die reine biologische Heumilch wird dann von den Köchinnen zu Joghurt, Topfen, Frischkäse und Speisen verarbeitet.

Die morgendliche Melkarbeit ist getan – und nach einer kurzen Pause legt nun die gesamte Landwirtschaftsgruppe „Hand an“.

Die Tiere müssen auf die Weide. Mit den Kühen wird begonnen. Sorgfältig werden die Schnüre gespannt und mancher Landwirt stellt sich selbst noch – mit einem Stock „bewaffnet“ – hinter eine Schnur, um den Tieren einen eindeutigen Weg auf ihre Weide zu weisen.

 

Im Stall wird gewerkt

Jetzt kann das eingespielte Team - Christian und Vivian - in Aktion treten. Auch Ariana will ihnen heute dabei helfen. Für die drei heißt es nun vier Pferdeboxen ausmisten, die Hühner füttern und ihr Wasser wechseln, sowie den ganzen Stall zusammenkehren. Sie beginnen mit den Boxen. Mit einer Scheibtruhe wird Pferdemist und schmutziges Stroh auf den Misthaufen gefahren, Gesteinsmehl und Stroh eingestreut und für jedes Pferd ein Haufen mit frischem Heu vorbereitet. Auch die Wassertränken und die Salzsteine werden laufend kontrolliert. Während die beiden jungen Männer und Ariana an den Pferdeboxen arbeiten, versucht sich ein anderer junger Mann am Ausmisten bei den Kühen – Peter Hennerbichler. Peter macht das nun schon seit mehreren Jahren. Wenn er damit fertig ist – denn Peter ist ein sehr schneller Arbeiter – wirft er Heu und Stroh runter und wenn er gut gelaunt ist, füllt er auch noch die Scheibtruhe mit Gesteinsmehl an.

 

Die Schafe auf der Weide

Peter Hackl und Achim sind den steilen Hang zu den Schafen runtergegangen und haben nachgesehen, ob alles in Ordnung ist. Aber nun muss er sich etwas beeilen, denn am Hof wartet der volle Misthaufen, der von Achim zum Waldrand raufgefahren werden soll. Er wird dort in Zeilen (Mieten) gelagert, damit er dann im Herbst als Kompost auf die Felder ausgebracht werden kann.

 

Mit dem Traktor zum Waldrand

Geschickt lenkt Achim den Heukran und füllt den Anhänger von vorne nach hinten schichtweise an, während sich Peter Hackl mit der Mistgabel händisch um die „Feinheiten“ kümmert. So, der Anhänger ist voll. Die beiden Männer springen auf den Traktor, fahren zum Waldrand, kippen den Mist runter, im nächsten Moment sind sie schon wieder hier und laden die nächste Fuhre. Laurin (Achims Sohn) kann sich so eine Aktion natürlich nicht entgehen lassen. Er hat heute schulfrei und möchte mitfahren.

 

Noch eine tüchtige Landwirtin

Diese hat sich zu eigen gemacht, regelmäßig im Stall die Fenster zu putzen – Claudia. Durch die Schräglage der gekippten Fenster verstauben sie sehr schnell. Claudia nimmt den kleinen Bartwisch und kehrt zunächst alle Fenster ab. Dabei muss sie auch manchmal auf die davorstehende Bank steigen, weil die Fenster doch auch etwas höher raufgehen. Nun beschließt sie, die Fenster auch noch nass zu putzen. Sie holt sich einen Kübel, gibt warmes Wasser rein, manchmal etwas Spülmittel – manchmal nicht – holt sich einen grünen Schwamm und gibt sich große Mühe dabei, ein Fenster nach dem anderen so richtig sauber zu kriegen. Und wenn dann durch das vorher so trübe Fenster plötzlich wieder Klarheit und Sonnenstrahlen reinkommen, strahlen Mensch und Tier.

Das Mittagessen wartet

In der Küche sind die Schürzen umgebunden, das Gemüse wird gewaschen, geschnitten, ein feines Menu vorbereitet und das fertige Gericht abgeschmeckt. Es sind unzählige Arbeitsschritt notwendig, so werden z.B. unsere Gemüseabfälle nach verschiedenen Kriterien sortiert: Was eignet sich noch zum Auskochen für Gemüsebrühe? Worüber freuen sich die Tiere im Stall? Was gehört auf den Kompost? Lässt es die Zeit zu, so darf der eine oder andere Helfer seine Küchenschürze ablegen und die kostbaren Abfälle den Tieren bringen. Wieder zurückgekehrt leuchten die Augen: "Den Tieren hat´s geschmeckt, sie haben sich gefreut!" Das Schönste aber ist, wenn es zu Mittag beim gemeinsamen Essen allen schmeckt.

Der Gong erklingt zum Mittagessen

Der Vormittag geht langsam dem Mittag zu und jeder Landwirt freut sich, wenn er zum Mittagessen gerufen wird. Die körperliche Arbeit macht hungrig und die anschließende Mittagsruhe bis halb Zwei tut den Landwirten gut, denn am Nachmittag soll auch noch einiges getan werden.

 

Auch am Nachmittag wartet einige Arbeit

Heukran und Kipper gehören mit dem Hochdruckreiniger gewaschen und am Gemüseacker sollten die Steine geklaubt werden – zum Glück gibt ́s Verstärkung von Christian Kreuzhuber und Günter. Nach der drei Uhr Pause geht ́s dann schon wieder Richtung Stall. Die Tiere werden von den Weiden heimgeholt, gefüttert und gemolken, und wenn der letzte Landwirt den Stall verlässt, ist es so gegen 18:00 /18:30 Uhr. Die Landwirte sind müde, aber sie freuen sich schon auf den nächsten Tag, er wird wieder eine schöne, vielfältige und vor allem sinnvolle Arbeit bringen.

 

Die Backstube duftet

Eifrig wird das Holz zerteilt für den Holzofen, das Mehl gemahlen oder die Kletzn geschnitten. Bald duftet es nach frisch gebackenem Brot, das schon bei Insidern Kultstatus hat. Aber es wird nicht alles verkauft, denn für die Gemeinschaft muss auch noch genügend bleiben

 

Am Dachboden klappert es

An vier richtigen Webstühlen mit Tritten, Tischwebrahmen und Knüpfwebrahmen wird in verschiedenen Epochen, meist zur Winterzeit, konzentriert gewebt. Die gewaschene, gekämmte Wolle von hofeigenen Schafen wird weiterveredelt, in Schafwolldecken gesteppt, gesponnen und gefilzt, aus Leinen und sogar aus alter, nicht mehr gebrauchter Bettwäsche entstehen noch kleine Kunstwerke.

Aus der Farbenvielfalt der Materialien wird die Lieblingsfarbe für das jeweilige Werkstück ausgesucht. Schon beim Vorbereiten, wie Garnspulen aufwickeln mit dem Spulgerät, muss jemand genau sein. Die unterschiedlichen Stoffarten verlangen ein gutes Gespür: einen weichen Schal webt man mit sanfter Hand, wogegen man beim Teppichweben ordentlich anschlagen darf. Das Weben selbst ist rhythmisch. Die Füße treten die Tritte links und rechts, die Fäden heben und senken sich, die Hände geben das Weberschifferl von links nach rechts und zurück. Das alles beruht auf Ordnung und Wiederholung. Da wird der Stoff immer mehr und mehr, die Farben spielen miteinander. Es ist immer spannend, das fertige Webstück aus dem Webstuhl herauszuschneiden und auszubreiten, um es zu betrachten. Mit Stolz können die WeberInnen das Selbstgewebte bewundern und freuen sich, wie mit den eigenen Händen etwas Neues entstanden ist.

 

„Meine Schuhe sind weg!!!“ - Konfliktlösung

Es ist kurz vor fünf Uhr am Abend. Von allen Richtungen her strömen die externen Mitarbei­terinnen und Mitarbeiter in die Umkleideräume, denn in wenigen Minuten kommt der Bus, um sie nach Hause zu bringen.

Plötzlich ertönt eine verzweifelte Stimme aus dem Umkleideraum: „Meine Schuhe sind weg!!!“ O je, das alte leidige Thema. Irgendjemand hat wem anderen etwas versteckt! Nun beginnt ein panisches Suchen in den letzten Minuten bevor der Bus kommt.

Leider erfolglos! Am nächsten Morgen wird die Angelegenheit im Morgenkreis, bei dem alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anwesend sind, aufgegriffen.

Für solche Anlässe bieten wie „Supervision für begleitete Mitarbeiter“ an. Die Teilnehmer sitzen im Kreis. Nun wird jeder einzelne über seine Befindlichkeit gefragt, und ob es für ihn irgendwelche Probleme hier am Hof gibt, die er ansprechen möchte. Dieses Gespräch kann nun mehrere Male hin und her gehen. Wichtig dabei sind ein respektvoller Umgang und dass jemand aussprechen darf. Gemeinsam versuchen wir nun, uns der Sache zu nähern. – „War da etwas wirklich ungerecht?“ – „Was hat den anderen dazu gebracht, so zu handeln, auch wenn es vielleicht nicht in Ordnung war?“ – „Wie können wir das jetzt wieder lösen, oder bestenfalls „aus der Welt schaffen“?“ Ehrlich gesagt ist die Sache schon um einiges entschärft, wenn sie mal ordentlich auf den Tisch gelegt und darüber ausführlich gesprochen wird. Wenn dann womöglich noch eine „Entschuldigung“ mit Händedruck dazukommt, kann im Regelfall der von uns begleitete Mitarbeiter das Problem loslassen.
„Es war ungerecht!“ – Dies wurde ausführlich besprochen und Verständnis dafür gezeigt.

 

Es ist 17 Uhr, die Werkstätten schließen, der Feierabend ist da... Jetzt geht das Leben im Wohnbereich erst so richtig los!

Barbara kommt frisch geduscht die Treppe hinunter und setzt sich auf ihren Lieblingsplatz auf dem Sofa im Kaminzimmer. Christine häkelt auch schon dort, Claudia besucht Katrin auf einen kleinen Plausch in ihrem Zimmer, vielleicht malen sie heute auch noch ein Bild gemeinsam. Die Wäsche wird in die Schränke verteilt, so manches nette Wort miteinander gewechselt und in der Küche überlegen wir uns schon, ob wir eine kalte Jause oder doch lieber noch schnell leckere Spaghetti kochen wollen

 

Gemeinsames Abendessen 

Um 18 Uhr essen wir gemeinsam zu Abend, manchmal sind wir eine ganz schön große Runde, wenn auch noch die Praktikanten, Lehrlinge und Mitarbeiterkinder mit am Tisch sitzen. Ein schönes Gespräch beim Essen ist uns wichtig und auch immer mal wieder ein herzliches Lachen.

Gemeinsam wird anschließend die Küche gemacht, wobei ein jeder und eine jede eine ihm gerechte Aufgabe übernimmt.

 

Jeder Abend hat sein eigenes Gesicht

Am Montag treffen wir uns zum gemeinsamen Hausabend. Was ist gewesen, was liegt in der kommenden Woche an? Wir sprechen über die Dinge, die unser Miteinander betreffen. Der Dienstag Abend steht im Zeichen der Bewegung, je nach Jahreszeit wird ein ausgiebiger Spaziergang gemacht oder an einem lauen Abend auch mal Federball oder Boccia im Hof gespielt. Mittwochs treffen wir uns zum Gesellig-Sein im Hofcafe und am Donnerstag erledigen wir unsere Einkäufe im Hofladen.

Oft ist es bunt und vielfältig im Kaminzimmer. Es wird gespielt, geredet und die Kinder der MitarbeiterInnen erledigen auch manchmal noch ihre Hausaufgaben.

Wenn es Zeit wird ins Bett zu gehen, findet ein jeder und eine jede die liebevolle Unterstützung, die gebraucht wird. Und so ist es auch in der Früh. Um 8 Uhr treffen wir uns wieder zum gemeinsamen Frühstück. Da gab es zuvor viele fleißige Hände, die mitgeholfen haben, dass der Tag gut beginnen kann.

Freitag nachmittag beginnt das Wochenende. Reinigungsarbeiten in Küche und Haus und auch die Wäsche prägen den Freitag und auch den Samstag. Das Hofcafe am Freitag Nachmittag setzt einen Akzent der Entspannung und Geselligkeit.

 

Ruhe und Erholung am Wochenende

An den Wochenenden ist in regelmäßigen Abständen immer mal wieder jemand zu Besuch daheim.

Manchmal gibt es eigene kulturelle oder sportliche Angebote. Auch Ausflüge oder ein gutes Essen auswärts werden sehr geschätzt. Das Wochenende soll Raum geben, sich zu entfalten, aber auch Ruhe und Erholung in den Dingen zu finden, die man gern tut.

Wir versuchen immer wieder aufs Neue, ein gutes Miteinander zu gestalten, das sich an familiären Prinzipien orientiert. Und doch ist es etwas ganz Eigenes: ein Lernen voneinander, ein Rücksicht nehmen aufeinander und eine Begegnung aneinander, in einer Wahl- und nicht Blutsverwandtschaft.

 

Saal im Loidholdhof für gemeinsame Tätigkeiten Saal im Loidholdhof zum inklusiven Zusammenleben Miteinander im Loidholdhof

 

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